Mond zu berühren

Fünf Stücke nach “Homages to the Square” von Josef Albers und
Gedichten von Michelangelo Buonarroti, E.E.Cummings, Sappho und Nelly Sachs

für sechs Frauenstimmen, zwei Instrumentaltrios und zwei Schlagzeuger

(1984-85, 1988)

Kai Yves Linden

1. Idee

Die Albers'schen Farbquadrate werden aufgrund einer gesetzten Analogie von Grundfarben und Instrumenten in Klangfarben übertragen, wobei die räumliche Dimension durch die gleichzeitige horizontale und vertikale Lesung wiedergegeben wird.

Vorbild für dieses Konzept ist Wolfgang Hufschmidts Trio II – Sieben Inventionen über Farben und Bilder von 1982, insbesondere die fünfte Invention Albers. (Eine hervorragende Aufnahme dieses Werkes, das ich, wenn es auch noch wenig bekannt geworden ist, als Meisterwerk des späten 20. Jahrhunderts bezeichnen möchte, ist beim Düsseldorfer Label Cybele erhältlich.)

Die Titel von Albers' Bildern deuten poetisch an, was mit den Farben „passiert“. Und von den Titeln ausgehende Assoziationen erweitern die Übertragung der Farben in Tonhöhenaufbau und -verlauf, Textur, Spielweise usw. und manifestieren, konkretisieren sich in den lyrischen Texten aus verschiedenen Epochen und in vier verschiedenen Sprachen.

Das Werk ist 1985 während meines Studiums bei Wolfgang Hufschmidt an der Folkwang Hochschule in Essen entstanden. 1988, nach meinem Studium, habe ich es einer Revision unterzogen. Die fünf Stücke wurden noch nicht aufgeführt. Die Besetzung kommt zugegebenermaßen auch kaum zufällig zusammen, nicht zuletzt der sechs weiblichen Singstimmen wegen.