Acque

«secondo parole» (Wortkieselsteine)

Das von mir «secondo parole» oder auch «Wort-Kieselsteine» genannte Material – Klang-"Kieselsteine" aus Wörtern – besteht aus Tongemischen, denen die Hüllkurven von Rezitaten einzelner Wörter aufgeprägt wurden. (Das Textmaterial besteht aus verschiedenen einzelnen Wörtern aus den Gedichten von Salvatore Quasimodo, also nicht aus dem Wort Kieselsteine bzw. it. ciottoli, auch wenn wir dieses hier als Beispiel nehmen.) Die Tongemische – annähernd äquidistante Auswahlmengen von Teiltönen eines oder mehrerer sehr tiefer Grundtöne – wurden mit einfachen Wellentafeln (en. wave tables) generiert. Die Tongemische wurden auf der Grundlage der Analyse der gesprochenen Wörter moduliert. Die Analysedaten lagen als Komparatorkurven vor. Da die Lage der Tongemische im Tonraum nicht unbedingt mit der Lage der Sprechstimme übereinstimmte, wurden die Amplitudenhüllkurven in den Zielraum projeziert. Teilweise wurden die Komparatorkurven auch zeitlich verzerrt (beschleunigt und verlangsamt).

Der Tonvorrat (bzw. Frequenzvorrat) von Acque besteht aus den ganzzahligen Vielfachen von fünf sehr tiefen, in temperierten Quinten gestimmten Grundtönen. Bei der Zusammensetzung der Tongemische für den Materialvorrat «secondo parole» wurden diejenigen dieser Töne ausgewählt, die den Repräsentanten equidistanter Stapelungen eines Intervalls am nächsten kamen. Es handelt sich also um ein Spiel mit dem Unterschied zwischen den Frequenzen der sogenannten Naturtöne, deren Differenz zueinander gleich bleibt, die wir mit zunehmender Höhe aber als zunehmend enger bei einander liegend wahrnehmen, und gleichen Abständen zwischen Tönen, sogenannten gleichschwebenden Temperaturen, bei denen die Abstände der Frequenzen zur Höhe hin zunehmen, ihr Verhältnis zueinander aber gleich bleibt. Das Ergebnis ist ein Tonvorrat, der weder "natürlich" noch "künstlich" ist.

In der Zuspielung wird dieses Material vom weißen Rauschen ergänzt, das für die Weite des Meeres steht und zum [f] in fresca marina (dt. frischer [kühler] Meeresrand) überleitet.

Materialbeispiele ciottoli [e ...] (Kieselsteine [und...])

Addierte, einzeln gesteuerte Teiltöne
002  004  005  007
Wie oben, mit alternierenden nah bei einander liegenden Teiltönen
103  104
Wie oben, mit zeitlichen Verzerrungen der Komparatorkurven
101  104  106  107  108  109  110  112
Wie oben, unter Verwendung von Resonanzfiltern
401  403  404  405  407  408  409  410  411
 

Ausschnitte aus der Zuspielung zu Fresca marina

Ausschnitt 37,6 - 39,2 s Rauschen ~ ciottoli
Ausschnitt 51,8 - 57,1 s ciottoli ~ e luce ~ ciottoli
 


Amplitudenverlauf in acht Frequenzbereichen des gesprochenen Wortes ciottoli [tʃɔt-toli]