Csound und Frontends

Csound

Csound ist trotz – oder wegen seines Alters auch heute noch das Programm für direkte Klangsynthese mit dem Computer, das die größte Flexibilität und beste Kontrolle über die Klangqualität ermöglicht. Das ist zumindest die Meinung derer, die es benutzen, und dies sind nach wie vor viele, Komponisten, Musiker, Sound-Designer, Psychoakustiker, Forschungsprojekte. Die erste Version wurde 1985 von Barry Vercoe am MIT (Massachusetts Institute of Technology) in Anknüpfung an die Reihe der "Music n"-Programme programmiert, die Max V. Mathews 1957 mit Music 1 begründet hatte. Seitdem ist Csound um zahlreiche sogenannte opcodes (Funktionen) gewachsen, die programmierende Komponisten und Forscher beigetragen haben.

Csound ist in erster Linie eine Programmiersprache, die für die Verarbeitung von Klang optimiert ist. In zweiter Linie ist es eine Software, welche die Programmskripte in Klang umsetzt. Ursprünglich nicht für die Verarbeitung in Echtzeit gedacht, ist eine solche mit Csound heute durchaus möglich. Sprache und Programmbibliotheken sind quelloffen. Csound und auf Csound basierende Programme gibt es in verschiedenen Varianten (auf den drei am weitesten verbreiteten PC-Plattformen, also Linux, Mac und Windows, und auch auf weniger verbreiteten) mit oder ohne grafische Oberfläche. Die offizielle Version (Public Csound, canonical version) wurde lange von John Fitch (alias ffitch) an der University of Bath, England, zusammengestellt und freigegeben. Inzwischen ist Csound ein GitHub-Projekt (csound.github.io).

Für die Arbeit mit Csound sind Grundkenntnisse in der Programmierung sehr nützlich, wenn nicht notwendig. Auch programmmiererfahrene Komponisten werden etwas Zeit investieren müssen, um sich in das Programm einzuarbeiten, was wie meistens am schnellsten durch Nachvollziehen von Beispielen gelingt. Jedes Csound-Projekt besteht aus mindestens zwei Dateien: Orchester (orchestra) und Partitur (score). In der Orchesterdatei werden Instrumente definiert, deren Eingabe-Ausgabe-Anweisungen vom Csound-Prozessor in zeitbestimmten Schleifen durchlaufen werden. Dabei wird zwischen Steuerrate (control rate oder k time) oder Audiorate (sample rate oder a time) unterschieden. In der Partiturdatei werden Instrumente mit Parametern zu bestimmten Zeitpunkten aufgerufen. Zwar ist Csound selbst, wie der Name andeutet, in C programmiert, die Sprache, in der Orchester- und Partiturdatei geschrieben werden, ist jedoch programmspezifisch und ermöglicht es Musikern, sich auf die für die Klangverarbeitung relevanten Aspekte zu konzentrieren.

Die originäre Benutzeroberfläche von Csound ist eine Befehlszeilenschnittstelle. Es wurden jedoch verschiedene Front-End-Applikationen für Csound entwickelt, die mit einer grafischen Oberfläche durch die Möglichkeiten des Programms führen und die unteren Schnittstellen verbergen. Des Weiteren gibt es zahlreiche kleine Zusatzwerkzeuge zum Programm und zu einzelnen opcodes, welche die Vorbereitung von Material (z.B. Steuerkurven) für die Verarbeitung durch Csound vereinfachen.

Zuletzt aktualisiert: 2017-08-01